Noko Giri (japanische Säge)
Bei sogenannten Japansägen handelt es sich um Sägen, die aus einer jahrhundertelangen Tradition entstanden sind und sich über den langen Zeitraum entwickelt haben und immer wieder verbessert wurden. Holz war schon immer ein sehr wichtiger Bau- und Werkstoff in Japan. Seit jeher wurden Bauwerke aus Holz errichtet. Dementsprechend wichtig wurden Werkzeuge zur Holzbearbeitung und somit auch Sägen erachtet.
Europäische Sägen zerspanen - also zersägen - das Holz bei der Bewegung die vom Körper weggeht, also auf Schub. Ganz im Gegensatz dazu verrichten Japansägen ihre Hauptarbeit auf Zug, der Span wird also bei der Bewegung zum Körper hin abgetragen.
Bei dieser Art zu Sägen hält sich das Sägeblatt selbst gerade, weil es bei der Sägearbeit stets auf Spannung steht. Dieses Arbeiten auf Zug ermöglicht sehr dünne Sägeblätter und als Folge auch sehr schmale Schnittfugen. Bei europäischen Sägen wird während der Sägearbeit immer Druck ausgeübt und das Sägeblatt wird dabei immer etwas gestaucht. Durch die japanische Variante der Zugspannung, wird verhindert, dass sich das Sägeblatt bei Druck verbiegt.
Die Zähne
Zusätzlich haben die Zähne einer Japansäge noch eine ganz besondere Geometrie der Sägezähne aufzuweisen. Im Grunde unterscheidet man zwei verschiedene Varianten der Verzahnung bei japanischen Zugsägen. Man unterscheidet ob eine Säge vorwiegend quer zur Holzfaser oder längs zur Holzfaser sägen soll.
Bei der Trapezverzahnung (Zähne sehen einem verschobenen Trapez ähnlich) sind die Zähne wechselseitig angeschliffen. Diese Verzahnung ist vorwiegend für Querschnitte geeignet.
Bei Längsschnitten wird die Dreiecksverzahnung bevorzugt (die Zähne sehen aus wie Dreiecke, wobei die Zahnteilung über die Länge des Sägeblattes variiert um den Anschnitt zu erleichtern). Durch die spezielle Geometrie erzielt man immer eine hervorragende Schnittqualität. Die Japansägen neigen nicht zum Verkanten oder Verwinden bei der Sägearbeit.
Seit einiger Zeit werden diese Sägen auch bei uns zunehmend bekannter und immer häufiger werden Sägen mit Wechselblättern (nicht mit festem Stiel) verwendet.
Die Gründe hierfür sind einfach: Es ist eine vornehmlich finanzielle Frage. Zum Einen ist jemandem der darin nicht ausgebildet ist, kaum möglich eine Säge zu schärfen, schon gar nicht, wenn es sich um eine Japansäge mit völlig anderer Geometrie handelt. Zum Anderen sind die speziell gehärteten Zähne der Säge so hart, dass eine herkömmliche Feile daran die „Zähne ausbeist“ – die Zähne der Säge sind meist härter als die Feile.
Die Typen:
Die drei wichtigsten Sägetypen sind:
die Dozuki
dünnste Sägeblätter bei höchster Schnittpräzision. Sie hat einen verstärkern Rücken und so eine begrenzte Einschnitttiefe.
die Ryoba
Sie ist Doppelseitig verzahnt - eine Seite mit Trapezverzahnung und die andere Seite mit Dreiecksverzahnung. Sie ist wohl die gebräuchlichste und vielseitigste japanische Säge.
die Kataba
Sie ist einseitig verzahnt und hat keine Blattverstärkung. Sie wird verwendet für lange und tiefe Einschnitte. Sonderformen dieser Säge sind die Kobicki (Auftrennsäge) oder die Kubihiki (Dübelsäge).
Daneben gibt es noch einige Sonderformen, die etwas weiter unten auch kurz erwähnt werden.
Welche Säge?
Wenn jede Säge ein spezielles Einsatzgebiet hat, welche Säge soll ich mir da zulegen?
Grundsätzlich gilt, dass keine der Sägen ausschließlich nur dem angedachten Sägezweck verwendet werden kann. Selbstverständlich kann man mit eine Säge die für Querholzschnitte gedacht ist auch Längsschnitte durchführen! Das funktioniert ohne größere Probleme, es ist nur nicht ganz optimal und auert etwas länger, als es mit der exakt passenden Säge dauern würde. Die Säge geht deshalb nicht kaputt und das Werkstück wird auch keinen Schaden davon tragen.
Jemand ohne Erfahrung im Umgang mit Japansägen, sollte sich zu Beginn auf keinen Fall die teuerste oder härteste Säge aussuchen. Bei der Arbeit besteht durchaus die Gefahr, dass das Sägeblatt bricht, oder dass Zähne ausbrechen. Dies geschieht zumeist aufgrund mangelnder Erfahrung oder unsachgemäßer Behandlung. Dies schmerzt nicht ganz so, wenn die erste Säge etwas günstiger war.
Auch sind die teueren Sägen nicht so flexibel, d.h. das Material ist eher hart und spröde und verzeiht dadurch weniger Anfängerfehler.
Die Frage wie präzise die Säge zu führen sein soll ist auch ein wichtiger Entscheidungsgrund. Wenn die Säge einen verstärkten Rücken hat wird Sie etwas steifer und ist dadurch leichter zur führen als eine ohne Rücken Dies hat leider den Nachteil, dass die Eindringtiefe des Sägeblattes durch den verstärkten Rücken begrenzt ist.
Zusätzlich sind Sägen mit Rücken meist noch etwas dünner und somit empfindlicher . Die Säge ohne verstärkten Rücken ist hingegen erlaubt tiefere Schnitte und ist etwas robuster.
Auf lange Sicht und bei häufigem Einsatz empfiehlt es sich mehrere unterschiedliche Sägen zu besitzen. Für den Anfang gibt es keine Generalempfehlung, man sollte lediglich zu einer der drei gängigsten greifen und nicht gerade zu einer Spezialsäge.
Ryoba
Eigentlich die gebräuchlichste Säge, durch die Verzahnung auf beiden Seiten (für Längs- und Querschnitte)., Sehr vielseitig und durch das fehlen eines steifen Rückens hat sie eine hohe Eindringtiefe.
Eine Seite des Sägeblattes hat eine Dreiecksverzahnung. Diese dient ausschließlich Längsschnitten. Die andere Seite weist eine Trapezverzahnung auf, die für Quer- oder Schrägschnitte eingesetzt wird.
Dozuki ("Säge mit Rumpf")
Einseitig verzahnt mit Verstärkung am Rücken, dies versteift das Blatt und erleichtert die Führung. Das Blatt kann somit sehr dünn gefertigt werden, doch bedingt durch die Versteifung hat Sie keine hohe Eindringtiefe. Oft wird sie für sehr präzise Holzverbindungen verwendet. Sie kommt der europäischen Feinsäge nah und wird meist für kleinere Arbeiten verwendet.
Kataba oder Katagi ("einseitige Zähne")
Ebenfalls nur einseitig verzahnt, besitzt jedoch keine Versteifung. Oft wird Sie mit Pistolengriff geliefert, erlaubt somit ermüdungsfreies Arbeiten. Sie wird hauptsächlich für große und tiefe Einschnitte verwendet, oder zum Ablängen.
Spezialsägen:
Kariwaku
Japanische Zimmermannssäge hat eine doppelte Verzahnung ohne Rücken, eignet sich für tiefe und lange Schnitte, Ideal auch bei nassem Holz
Azebiki (azehiki) Sie wird verwendet für blinde Einstiche, also Schnitte ins Holz die nicht bis zur Kante des Werkstückes führen und man keinen Bohrer benutzen kann. Das gerundete Blatt der Azebiki erlaubt Schnitte in die Fläche.
Will man besipielsweise aus einem Werkstück etwas aus der Mitte herausschneiden, so kommt man mit dieser Säge ans Ziel. Bei einer Stichsäge würde das nicht funktionieren, da man hier mit einem Bohrer beginnen muß.
Die Azebiki hat ein sehr kurzes Sägeblatt , so dass man gut in Ecken kommt und auch in engen Arbeitsstellen gut zurechtkommt.
Die Möglichkeiten dieser Säge sind enorm.
Mawashibiki
Es handelt sich um eine Stichsäge, mit den üblichen Anwendungsmöglichkeiten. Löcher auszusägen oder an einer sehr beengten Stelle Sägen, sind mit dieser Säge kein Problem.Ganz wichtig hierbei ist, dass auch diese Säge auf Zug arbeitet. da das schmale Blatt so nicht dem Sägedruck einer europäischen Säge ausgesetzt ist.
Kobiki
Schon seit Jahrhunderten wird diese Säge benutzt um Baumstämme zu zersägen und so beispielsweise Bretter zu schneiden.Mit der japanischen Kobiki benötigte man dafür nur einen einzigen Mann für diese schwere Arbeit., während man bei europäischen Sägen in der Regel zwei Leute benötigte.
Es gibt zwei Varianten, die sich in Ihrer verwendung unterscheiden. Es ist eine robuste Säge für die Waldarbeit.
Die Sägeblätter sind relativ breit um eine gute Führung sicher zu stellen. zusätzlich verjüngt sich das Blatt nach oben hin, um das verklemmen im Holz zu vermeiden. Leider sind diese Sägen nicht mehr oft zu bekommen.
Temagari
Durchaus geläufig ist dagegen die Temagori Nokogiri. Sie ist der Kobiki sehr ähnlich, allerdings ist sie lange nicht so breit und stabil. Zumeist benutzt man sie um Bäume zu fällen oder dicke Äste abzusägen.
Kugihiki (Dabohiki)
Sie ist eigentlich eine Sondeform der Kataba - eine Dübelsäge. Mit dieser Säge können überstehende Dübel sauber und bündig abgeschnitten werden ohne die Oberfläche zu beschädigen – die Zähne sind nicht geschränkt, wenn dann nur einseitig.